Mein Name ist Sebastian Molter, im November 2021 wurde ich vom Besetzungsgremium auf die Pfarrstelle Oswald-Wolfbusch II gewählt. Damit bin ich der Nachfolger Ihrer langjährigen Pfarrerin Guntrun Müller-Enßlin. Ich freue mich auf Sie!
Wenn ich im Ausland unterwegs bin, beantwortete ich die Frage nach meiner Herkunft immer mit „Stuttgart“. Das ist ein bisschen geflunkert. Ich bin zwar in Bad Cannstatt geboren, aber eigentlich in Löchgau bei Bietigheim-Bissingen aufgewachsen. Während meiner Oberstufenzeit hat mich unser damaliger Schulpfarrer am Wirtschaftsgymnasium für das Theologiestudium begeistert. Ich wollte alles lernen, was mit diesem Fach zusammenhängt: Die alten Sprachen, die Geschichte des Christentums, die Entstehungsgeschichte der Bibel und freilich die ethischen Fragestellungen unserer Zeit. Nach den ersten Semestern in Neuendettelsau und Tübingen bin ich dann aber doch mehr Judaistik- statt Theologiestudent geworden. Ich studierte von 2008–2009 an der Hebräischen Universität in Jerusalem und machte 2011 neben dem theologischen auch einen judaistischen Abschluss. Dann hat mich die Württembergische Landeskirche als Vikar nach Möglingen geschickt und ich durfte das bunte Leben der dortigen Kirchengemeinde kennenlernen. Seit dieser Zeit ist mir der Kontakt zu jenen Gemeindegliedern wichtig, die mit der Institution Kirche hadern, sich dieser aber dennoch irgendwie verbunden fühlen.
Ich diskutiere mit Leidenschaft darüber, wie wichtig unsere Kirche doch ist, auch wenn deren Position in der Ge- sellschaft längst keine Selbstverständlichkeit mehr ist und manches Vertrauen auch verspielt wurde. Den Umstand, dass ich erst jetzt mit 38 Jahren bei Ihnen meine erste „ständige“ Pfarrstelle antreten, kann ich durch mein Interesse für die Judaistik erklären. Nach meinem ersten Jahr als Pfarrer im Probedienst in Sindelfingen begann ich meine Promotion über moderne Talmudauslegungen zur Homosexualität an der Hebräischen Universität in Jerusalem, im Anschluss war ich an den Universitäten Straßburg und Tübingen tätig.
Seit November 2019 bin ich Pfarrer zur Dienstaushilfe im Kirchenbezirk Vaihingen-Ditzingen. Selbst in dieser relativ kurzen Zeit durfte ich erneut umziehen, von der malerischen Vaihinger Altstadt ins Weindorf Roßwag. Dort war und ist es schön. Immer wenn ich Zeit hatte, bin ich mit dem Fahrrad durchs Enztal gefahren. Jetzt freue ich mich aber mit meinem Mann auf das städtische Umfeld.
Angesichts dieser vielen Umzüge ist es also doch nicht wirklich geflunkert, wenn ich ganz grob „Stuttgart“ als meine Heimat bezeichne. Mein Wechsel nach Oswald-Wolfbusch ist somit kein Gang in die Fremde, aber dennoch bin ich bei Ihnen neu und neugierig aufs Kennenlernen. Voraussichtlich im März 2022 werde ich Dienstwohnung und Büro im Pfarrhaus in der Ludmannstraße 20 beziehen.
Da ich diese Zeilen in den ersten Januartagen schreibe, wünsche ich Ihnen allen zunächst ein gesegnetes Jahr 2022.
Ihr Pfarrer Sebastian Molter