Leicht verständlich ist das bestimmt nicht, was Paulus damals an die Gemeinde in Korinth geschrieben hat. Aber diese Gedanken des Lebens wollen unsere Gedanken an Ostern 2020 in die richtige Richtung lenken.
- Korinther 15,19-28
19 Wenn wir nur für das jetzige Leben auf Christus hoffen, sind wir bedauernswerter als irgendjemand sonst auf der Welt.
20 Nun aber ist Christus vom Tod auferweckt worden, und als der erste Auferweckte gibt er uns die Gewähr, dass auch die übrigen Toten auferweckt werden.
21 Durch einen Menschen kam der Tod. So kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung vom Tod.
22 Alle Menschen gehören zu Adam, darum müssen sie sterben; aber durch die Verbindung mit Christus wird ihnen das neue Leben geschenkt werden.
23 Doch das alles geschieht zu seiner Zeit und in seiner vorbestimmten Ordnung: Als Erster wurde Christus vom Tod auferweckt. Wenn er wiederkommt, werden die auferweckt, die zu ihm gehören.
24 Dann ist das Ende da: Christus übergibt die Herrschaft Gott, dem Vater, nachdem er alles vernichtet hat, was sich gegen Gott erhebt und was Macht und Herrschaft beansprucht.
25 Denn Christus muss so lange herrschen, bis er alle Feinde unter seinen Füßen hat.
26 Als letzten Feind vernichtet er den Tod.
27 Denn es heißt in den Heiligen Schriften: »Alles hat Gott ihm unterworfen.«
Wenn hier gesagt wird, dass alles ihm unterworfen ist, dann ist natürlich der nicht eingeschlossen, der ihm alles unterworfen hat.
28 Wenn aber alles Christus unterworfen sein wird, dann unterwirft auch er selbst, der Sohn, sich dem Vater, der ihm alles unterworfen hat. Dann ist Gott allein der Herr – über alles und in allem.
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
die vergangenen Wochen haben uns immer wieder neue Bilder des Todes gezeigt. Haben uns Zahlen des Todes vor Augen geführt. Schaubilder zum Vergleich der Infizierten- und Todeszahlen von gestern und heute, zum Vergleich, wie diese neue Todesart in welchen Ländern zunimmt. Dunkle Zahlen. Mittendrin Karfreitag: Tag des Todes Jesu. Schrecklicher Tod. Aber jetzt ist Ostersonntag. In den Gärten, auf den Bäumen blüht es. Neue Farben in der Natur berühren uns. Vögel zwitschern und singen. Klarer Himmel ohne Kondensstreifen. Wie passt das zusammen?
Mag Corona neu sein, aber Sterben gehört schon immer auch zum Leben. Schon immer hat Sterben für die Sterbenden und für die Hinterbliebenen Leid mit sich gebracht. Was jetzt allerdings ungewohnt ist, ist die weltweite Rücksichtnahme. Menschen sind bereit, ihre eigenen Wünsche und Gewohnheiten zurückzufahren, damit andere nicht in Gefahr gebracht werden. Und das vereint momentan nahezu alle Länder der Welt. Hilfsbereitschaft im Kleinen (zB Einkaufshilfen) wie im Großen (Schwerkranke werden über die Grenzen geholt) ist hoffnungsweckend und friedensfördernd. Ganz zu schweigen von den vielen helfenden Berufen, die jetzt bis auf’s Äußerste gefordert sind. Moralische Kräfte kommen hier zutage, die uns verbinden und uns und der Welt guttun. Freilich, das „Zurückfahren“ der eigenen Lebensweise ist nicht einfach: in dieser Form haben wir das ja noch nie gemacht. Und das bedeutet ja nicht einfach, ein paar Wochen oder Monate bescheidener leben, sondern für viele bedeutet es, dass sie ärmer werden. Dass vieles für sie nicht mehr möglich sein wird, was sie sich seither selbstverständlich haben leisten können. Drückende Geldsorgen nehmen für viele unter uns zu.
Und mitten hinein in dieses Fragen und Sorgen platzt Ostern: da ist von einem ganz anderen Leben die Rede. Von anderen Lebenswerten, Lebenshoffnungen. „Christus ist vom Tod auferweckt“: das setzt den Tod in ein ganz anderes Licht. Setzt ihn überhaupt in ein Licht. Das hat die Christen von Anfang an stark gemacht: ihr fester Glaube, dass mit dem Tod nicht einfach alles aus ist. Ihr fester Glaube, dass danach etwas sein wird, etwas kommt, das wir uns garnicht vorstellen können.
Wenn unser Landesbischof Otfried July fragt: „Können wir einander auch in dieser Situation noch „Frohe Ostern!“ wünschen?“ antworten wir gerne mit „ja“, natürlich, darin liegt doch der Kern unsrer Lebenshoffnung. Über zwei Jahrtausende hinweg, die voll waren von Zeiten des Leids und des unzeitigen Todes haben die Christen mit diesem „Ja“ geantwortet. „Unsere Sorgen und unser Leid sind damit nicht einfach verschwunden“ sagt July. „Ja wir werden lange mit den Folgen der Pandemie und auch mit den seelischen Verletzungen zu kämpfen haben. Doch in die Nacht unsrer Trauer fällt das Licht der Ewigkeit Gottes. Der Ostermorgen öffnet einen neuen Horizont der Hoffnung über den Tod hinaus.“
Ich grüße Sie/euch mit dem Ostergruß „Der Herr ist auferstanden – er ist wahrhaftig auferstanden!“ Ihr/euer Pfarrer Hartmut Häcker