(RED) „Dies ist ein festlicher Anlass neu Aufzubrechen ohne dass es eine Flucht ist, ein Aufbruch für Weilimdorf!“. Mit diesen Worten begrüßte Dekanin Elke Dangelmaier-Vinçon am Sonntag, 13. März 2022, bei angenehm sonnigen Frühlingswetter die anwesenden Gemeindeglieder zum Investiturgottesdienst für die beiden Pfarrer Dr. André Bohnet und Dr. Sebastian Molter.
„Ich hoffe, Sie haben bei Ihrer nun beginnenden Aufgabe immer soviel Zuspruch wie heute hier“, so Dangelmaier-Vinçon beim Blick über die Wiese auf dem Gelände des Waldheim Lindental in den Diepachwiesen. Mehrere hundert Gemeindeglieder der Evangelischen Kirchengemeinden aus Weilimdorf, der Oswald-Wolfbusch-, Dietrich-Bonhoeffer- und Stephanus-Kirchengemeinde waren gekommen, um der Amtseinführung der beiden Pfarrer beizuwohnen, die den in 2021 in den Ruhestand gewechselten Pfarrer Hartmut Häcker und Guntrun Müller-Enßlin nun in der Oswald-Wolfbusch- und Gesamtkirchen-Gemeinde folgen: Pfarrer Dr. Sebastian Molter ist der neue geschäftsführende Pfarrer für Oswald-Wolfbusch, Pfarrer Dr. André Bohnet hat die Geschäftsführung der Gesamtkirchengemeinde für Weilimdorf inne.
„Ich erinnere mich noch an den Dauerregen zum Abschiedsgottesdienst von Hartmut Häcker im letzten Sommer hier im Waldheim. Was haben wir uns im Vorfeld für den Gottesdienst heute für viele Gedanken gemacht: Über Corona, Abstandsregeln – und vor allem über das Wetter. Aber vor allem über das Wetter hätten wir wohl am wenigsten nachdenken müssen“, so Dekanin Elke Dangelmaier-Vinçon mit Blick an den tiefblauen Himmel.
Dangelmaier-Vinçon dankte ebenso in ihrer Ansprache im Investiturgottesdienst den vielen ehrenamtlichen Helfern und der übrigen Pfarrschaft in Weilimdorf, die die langen Monate der Vakatur zu überbrücken halfen und fügte an, dass „der Tag heute ein starkes Zeichen und Auftakt für ein fruchtbares Miteinander und das weitere Zusammenwachsen aller Weilemer Gemeinden ist“.
Pfarrer Dr. André Bohnet, 35 Jahre alt, begann seinen Pfarrerdienst im Oktober 2013 mit dem Vikariat in der (damaligen) Andreägemeinde Bad Cannstatt, worauf er als Pfarrer ordiniert wurde. Danach wurde er durch den Evangelischen Oberkirchenrat ab März 2016 zunächst als unständiger Pfarrer auf der Pfarrstelle Calmbach bei Bad Wildbad im Schwarzwald entsandt, wo er im März 2019 zum ständigen Pfarrer gewählt wurde – und jetzt im März 2022 mit Frau und kleinen Sohn nach Weilimdorf auf die erste Pfarrstelle der Oswald-Wolfbusch-Gemeinde wechselt.
Pfarrer Dr. Sebastian Molter, 38 Jahre alt, fand seine Berufung für die Theologie über den Schulpfarrer in der Jugendzeit. Nach den ersten Theologie-Semestern in Neuendettelsau und Tübingen wurde er Judaistik- statt Theologiestudent. Er studierte von 2008 bis 2009 an der Hebräischen Universität in Jerusalem und machte 2011 neben dem theologischen auch einen judaistischen Abschluss. Danach hat ihn die Württembergische Landeskirche als Vikar nach Möglingen geschickt, ab November 2019 war er Pfarrer zur Dienstaushilfe im Kirchenbezirk Vaihingen-Ditzingen, bevor er sich 2021 auf die zweite Pfarrstelle der Oswald-Wolfbusch-Kirchengemeinde bewarb – und vom Besetzungsgremium in Weilimdorf gewählt wurde.
„Pfarrer Dr. André Bohnet und Pfarrer Dr. Sebastian Molter bringen viel Erfahrung und Wissen mit. Pfarrer Dr. André Bonet durch seine ehrenamtliche Tätigkeit im Evangelischen Kirchenparlament, Pfarrer Dr. Sebastian Molter durch seine Anregung und Wissen aus anderen Kulturen“, so Dekanin Elke Dangelmaier-Vinçon. Als Willkommensgeschenk für Bohnet und Molter überreichte die Dekanin beiden ein „Sonnenglas“: zum Einfangen des Sonnenlichts für dunkle Tage.
In ihrer gemeinsamen Predigt zu Matthäus 26, Verse 36 bis 46, bei der es um die Wache der Jünger im Garten Gethsemane geht und Jesus den heute weltweit bekannten Satz „möge dieser Kelch an mir vorübergehen“ sprach, stellten beide Pfarrer sich diese Situation in einer heutigen Zeit vor – wie z.B. in einer Arztpraxis kurz vor der Diagnose des Arztes, für die man einbestellt wurde. Und man letztlich sich eingestehen muss, dass man Gottes Willen akzeptieren muss – wie einst Jesus das Leid der Kreuzigung („Dein Wille geschehe“).
Der Gottesdienst wurde festlich umrahmt durch den Wolfbusch Kinder- und Jugendchor (unter der Leitung von Edith Hartmann), dem Posaunenchor der Gesamtkirchengemeinde (unter der Leitung von Andreas Korthauer), dem Ensemble Wolfbusch Instrumental (Saxophongruppe unter der Leitung von Schèron Waldner Schöpf), Kantor Christoph Gerthner, sowie von der PCG Singing Band von der Ghanaischen Gemeinde. Letztere stimmte musikalisch wie Dank Rhythmen auch tänzerisch an, den Opfergang des Gottesdienstes zu begleiten, der zu Gunsten verfolgter Christen im osteuropäischen Land Belarus war.
Beim anschließenden Sektempfang wurden Bohnet und Molter mit Willkommensgeschenken und Grußworten umfangreich bedacht: Andreas Demand, zweiter Vorsitzender des Kirchengemeinderates der Oswald-Wolfbusch-Kirchengemeinde, bekannte, dass er bzw. die Gemeinde sich nach den langen Monaten der Vakatur sehr über das Ende dieser freuten und wünschte beiden ein schnelles Einleben in der Gemeinde – und wenn es mal etwas stressiger werden sollte, ein Gelassenheitsgebet durchaus helfen könne.
Für die weltliche Gemeinde und den Bezirksbeirat hieß Bezirksvorsteherin Ulrike Zich beide Pfarrer herzlichst in Weilimdorf willkommen: „Das Wetter gestaltet sich anlassgemäß. Beim Abschied von Pfarrer Häcker hier im Waldheim im letzten Sommer regnete es, der Himmel weinte. Heute erleben wir das sonnige Gegenteil!“ Im Angesicht von Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine und den nun vermehrt in Stuttgart eintreffenden Flüchtlingen verwies Zich auf die wichtige Arbeit der Seelsorge. Mehr Menschen als sonst seien nun darauf angewiesen, und sei es nur ein Wort des Trostes. Zich fügte dem noch an: „Ich bin zudem sehr zuversichtlich, dass nach den Monaten der Vakatur nun bald wieder Normalität in den Gemeinden einkehrt. Weilimdorf hat ein sehr lebendiges Gemeinwesen – und gerne lade ich Sie zu mir ins Bezirksamt für ein offenes Ohr auf einen Kaffee ein!“
Von den Kindern der Chöre wurden Bohnet und Molter selbst gebastelte Blumenketten, frische Kresse und viele selbstgemalte Bilder überreicht. Von der Chorjugend wurde die 2021 einstudierte Weihnachts-CD den Pfarrern geschenkt. Auch im Namen des Oswaldkindergartens wurden die beiden Pfarrer herzlichst willkommen geheißen und zum „Jahreszeiten-Frühstück“ mit den Kindern eingeladen.
Pfarrerin Erika Schlatter-Ernst von der Stephanusgemeinde versorgte ihre neuen Kollegen mit von den „himmlischen Schwestern“ selbst genähten großen „Taschen für alle Zwecke“, vorab schon einmal gefüllt mit Essig und Öl, Kaffee, Müsliriegeln und AntiStress-Tee.
Thomas Großer Vorsitzender des Kirchengemeinderates von der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde hieß Bohnet und Molter mit „Sie haben mit Weilimdorf eine gute Wahl getroffen, auch wenn es sicherlich manchmal anstrengend und nervig sein kann“ willkommen.
Von der katholischen Kirchengemeinde St. Theresia in Weilimdorf waren Theresia Mattes und Klaus Mayer gekommen und luden beide Pfarrer ein am 15. April am Familienkreuzweg teilzunehmen. Ebenso luden sie zur Teilnahme am Katholikentag am 26. und 27. Mai ein, der heuer in Stuttgart stattfindet und im Gemeindezentrum der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in Weilimdorf im Rahmen des Katholikentags eine Ausstellung zu sehen sein wird wie auch ein Vortrag und Gespräch mit dem Generalvikar des Bistums Essen, Klaus Pfeffer, stattfinden wird. Am 28. Mai wird ein ökumenisches Chorprojekt von St. Theresia und der Bonhoeffer-Gemeinde mit dem Liedoratorium zu sehen und hören sein.
Für das Weilimdorfer Gemeinwesen der Vereine und Organisationen im Stadtbezirk hieß abschließend Edeltraud John Bohnet und Molter willkommen und überreichte, um den Pfarrern einen Einblick in die Geschichte Weilimdorfs geben zu können, das 1993 erschienene Buch „750 Jahre Weilimdorf“. John kam aber nicht umhin darauf hinzuweisen, dass Weilimdorf ja eigentlich wesentlich älter sei und schon die Römer hier gesiedelt haben. „Allein die Tatsache, dass die Osswaldkirche nachweislich schon im Jahr 800 nach Christus existiert hat und der Heilige Oswald der Namenspatron ist zeigt, dass das Gemeindeleben wesentlich älter ist als es die Urkunden zum Ort selber belegen“.