Schmunzelnd und mit dem Satz „schön dass es geregnet hat, so bleibt dieser Gottesdienst wenigstens vielen in Erinnerung!“ beendete Pfarrer Hartmut Häcker am Sonntag, 25. Juli 2021 im Waldheim Lindental seinen eigenen Abschieds- bzw. Entpflichtungsgottesdienst. Häcker wechselt nach 14 Jahren als Pfarrer in Weilimdorf nach Öhringen in den wohlverdienten Ruhestand.
„Dienet dem Herrn mit Freuden“ – diesen Satz in den Gedanken zur Predigt seines Gottesdienstes, bei dem er von Dekanin Dangelmaier-Vinçon von seinen Pflichten offiziell entbunden wurde, hinterlässt Häcker bewusst den Weilimdorfern. Es war zugleich sein Leitgedanke all die Jahre an seiner Dienststelle in Weilimdorf.
„Hartmut Häcker hat einen Sprachfehler“, attestierte ihm zudem Dekanin Dangelmaier-Vinçon bei der Entpflichtung. „Das Wort NEIN gehört nicht zu seinem Wortschatz – es sei denn im Zusammenhang mit dem Satz nein das macht mir nichts aus“. Auch habe Häcker neben seinem ausgleichenden und unermüdlichen Tun für die Gemeinde(n) in Weilimdorf immer und nachhaltig Kontakt nach Palästina, mit deren anglikanischen Gemeinden in Ramallah und Haifa der Dekanatsbezirk Zuffenhausen eine Partnerschaft pflegt, und nach Thüringen gehalten, der Weilimdorfer Partnergemeinde Neuenhof. „Mit Deiner Frau Brigitte Häcker bist Du in Weilimdorf ein eigentlich unverzichtbares Tandem geworden“, ergänzte Dangelmaier-Vinçon. Für den Altersruhesitz überreichte sie Brigitte Häcker einen Blumentopf für die zukünftige Terrasse – und Hartmut Häcker ein Sommer-Vasenlicht für den Tisch auf jener.
Begleitet wurde der Gottesdienst mit musikalischen Beiträgen vom Posaunenchor (unter der Leitung von Andreas Korthauer), dem Frauenchor (unter der Leitung von Christine Kramer), dem “Ensemble Wolfbusch Instrumental” (Saxophongruppe unter der Leitung von Schèron Waldner Schöpf) sowie Christoph Gerthner (am E-Piano) und dem Wolfbusch-Kinder- und Jugendchor (unter der Leitung von Edith Hartmann).
Im Rahmen des Festgottesdienstes wurden auch die 15 Trainees der Evangelischen Jugend Weilimdorf mit dem Ausbildungszertifikat ausgezeichnet, das sie im Laufe der letzten 12 Monate sich „mit der Kunst der kleinen Schritte“ erarbeitet haben, wie es Jugendreferentin Lisa Wlaschenek bezeichnete. Die Trainees hatten keine übliche „Ausbildungslaufbahn“ wie sonst: Coronabedingt gab es viel Unterricht per Online-Konferenz statt Beisammensein in den EJUS-Jugendräumen in der Ludmannstraße.
Selbst der kurz vor Ende des Gottesdienstes einsetzende prasselnde Dauerregen konnte den Besuchern nichts anhaben – überraschend viele Regenschirme waren parat – und mit einem musikalischen Opfergang, den die Ghanaische Gemeinde, welche ihre Gottesdienste im Oswaldgemeindehaus feiert, anstimmte, wurde die Kollekte mit Tanz und Musik eingesammelt.
Beim an den Gottesdienst anschließenden Empfang „unter den Schirmen“ kamen Hartmut und Brigitte Häcker aus dem Schmunzeln, Hände schütteln, Umarmen und Tränen wegwischen nicht mehr heraus. Marion Dieringer überreichte Häckers eine alte Landkarte mit „den Reisen des Apostel Paulus“, auf der sich anschließend alle Gäste mit einem Autogramm verewigen konnten. Grüße und Aufmerksamkeiten gab es von Thomas Bez von der Stephanusgemeinde, Helga Grieb von der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde, dem Kindergärtnerinnen-Team des Oswald-Kindergarten, den Vertretern der Ghanaischen Gemeinde, der „WhatsApp Strickgruppe“ der Oswald-Wolfbuschgemeinde mit einem gemeinsam „erstrickten“ Schal am alten Holzkreuz, das einst für den Gottesdienst auf der „Räuberburg“ zusammengezimmert wurde, Walter Kreil von der Partnergemeinde Neuenhof, von Sohn Andreas Häcker sowie dem Oswald-Wolfbusch-Kirchengemeinderatsvorsitzenden Andreas Demand. Carmen Hanle, Vorsitzende des Gesamtkirchengemeinderats Weilimdorf, stellte unter brüchiger Stimme und den Tränen nahe fest, dass Sie in ihrer Arbeit für die Gemeinden nun bereits den dritten langjährigen Pfarrer ziehen lassen muss. Auch Weilimdorfs Bezirksvorsteherin Ulrike Zich ließ es sich nicht nehmen, Häckers mit einer Aufmerksamkeit der „weltlichen Gemeinde“ (und stellvertretend für den Bezirksbeirat) ziehen zu lassen.
Hartmut Häcker kam mit seiner Familie 2007 nach Weilimdorf an die erste Pfarrstelle der evangelischen Oswaldkirche. In seine 14jährige Dienstzeit fällt auch die Fusion mit der Wolfbuschgemeinde zum Jahreswechsel 2012/2013. Zugleich war er geschäftsführender Pfarrer der evangelischen Gesamtkirchengemeinde Weilimdorf, zu der neben Oswald-Wolfbusch auch die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in den Pfaffenäckern und die Stephanusgemeinde (Bergheim, Giebel und Hausen) gehören. Seine letzten Gottesdienste in Weilimdorf hält Hartmut Häcker am Sonntag, 1. August in der Oswaldkirche sowie am Sonntag, 8. August im Dietrich-Bonhoeffer-Gemeindezentrum im Rahmen der Sommerpredigtreihe „Geschwister-Geschichten“ zu „Kain und Abel“.
In der „Heilbronner Stimme“ vom 30. Juni 2007 wurde Hartmut Häcker auf die Frage an ihn „Werden Sie als Ruheständler nach Hohenlohe zurückkehren?“ mit den Worten zitiert „Das können wir uns gut vorstellen“. Er hält Wort – und geht nach 14 Jahren nach Öhringen zurück. Dort war Häcker noch ein Jahr länger als Pfarrer tätig als in Weilimdorf. Die Weilimdorfer Gemeinde(n) lassen ihn nun nur schweren Herzens ziehen, wie Andreas Demand, Kirchengemeinderatsvorsitzender der Oswald-Wolfbusch-Gemeinde, es in seinem Abschiedsgruß im aktuellen Gemeindebrief wissen lässt: „In den 14 Jahren hier in Weilimdorf bist Du nicht nur mir ans Herz gewachsen, sondern Du konntest zu ganz vielen Menschen in der Gemeinde eine persönliche Beziehung knüpfen, weshalb wir es uns noch gar nicht so recht vorstellen können, wie die kommende Zeit ohne Dich und Deine Frau Brigitte hier aussehen wird.“
Häckers verlassen Weilimdorf mit einem lachenden und einem weinenden Auge: „Von wem müssen wir uns verabschieden? Der Platz reichte bei weitem nicht, wollten wir alle aufzählen, mit denen wir gemeinsam ein Stück Weg gegangen sind. Menschen aller Altersgruppen, auf glücklichen aber auch auf leidvollen Wegstrecken. Sie alle haben nicht nur unseren Weg hier begleitet, sondern in Ihnen, in euch allen ist uns Gott auf unterschiedlichste Weise begegnet. Dafür sind wir Ihnen/euch von Herzen dankbar! Danke, dass wir euch begleiten durften. Wen wir verletzt haben: bitte vergebt uns.“
Text/Fotos: Hans-Martin Goede, Redaktion weilimdorf.de und KGR Stephanuskirchengemeinde.
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