(tom). Vergangenen Sonntag wurde Pfarrerin Guntrun Müller-Enßlin nach fast 16 Jahren als Pfarrerin der Evangelischen Oswald-Wolfbusch-Gemeinde verabschiedet. Ein Abschied mit Abstand und vielen emotionalen Momenten.
Als Pfarrerin Guntrun Müller-Enßlin die Wolfbuschkirche zu ihrem Abschiedsgottesdienst betrat, war ihr die Anspannung regelrecht anzusehen. In Ihren Dankesworten am Schluss des Gottesdienstes erklärte sie dann auch, dass dieser Abschied für sie mit gemischten Gefühlen verbunden sei.
Zu Beginn ihrer Ausführungen hielt Müller-Enßlin fest, dass der Palmsonntag in ihrem Berufsleben eine besondere Rolle spiele. 1986 habe sie an einem Palmsonntag ihren Dienst als Vikarin angetreten, 1998 ihre erste Stelle als Pfarrerin, und ihr Abschiedsgottesdienst heute finde nun auch am Palmsonntag statt.
In ihrer Predigt erklärte die scheidende Pfarrerin eingangs, dass sie für ihren Abschiedsgottesdienst von Anfang an ein Bibelwort wählen wollte, das ihr Berufsleben geprägt hat. Die Auswahl sei ihr sehr schwer gefallen, denn es gebe viele Texte in der Bibel, die sie begleitet und beschäftigt haben. Manche dieser Texte seien sehr kurz, viele wie die Bergpredigt würden aus dem Munde Jesu stammen und auch zahlreiche Gleichnisse würden zu ihren Lieblingstexten gehören. Die Wahl fiel schließlich auf eine Passage aus dem Brief von Paulus „Die Liebe hört niemals auf“, die sie mit den Worten: „Liebe bleibt als regulierendes Element der Hingabe“, schloss. Ihrer Gemeinde wünschte sie, dass sie hoffnungsvoll in die Zukunft gehen und die Herausforderungen der Coronazeit aber auch alle anderen Herausforderungen, die auf sie warten meistern werde. Sie werde der Gemeinde auch wenn sie im Sommer aus Weilimdorf wegziehen werde, verbunden bleiben. In den fast 16 Jahren in Weilimdorf seien sehr viele tiefe Freundschaften entstanden.
Dekanin Elke Dangelmaier-Vincon hielt in ihren Ausführungen fest, dass es Guntrung Müller-Enßlin immer ein großes Anliegen gewesen sei, Gott und die Welt zu verbinden. Das sei ihr auf vielfältige Weise gelungen. Als engagierte Christin habe sie auch ihre Stimme in die Auseinandersetzungen um Stuttgart 21 einge racht und sich politisch engagiert. Für die Zukunft habe die scheidende Pfarrerin viele Pläne. „Ich hoffe sie bleiben der Kirche erhalten und verstehen das i.R. auch als in Rufweite“. Mit diesen Worten wünschte ihr die Dekanin viel Muse und Energie für die Zukunft. Ihr Dienst als Pfarrerin ende mit dem heutigen Tag. Es folgt ein Sabbatjahr.
Seit 2005 im Wolfbusch
Ihren Dienst in der Wolfbuschgemeinde hatte Müller-Enßlin im September 2005 angetreten. Nach gut einem Jahr Vakanz war die Pfarrstelle damals wieder besetzt worden. „Schon beim allerersten Gottesdienst fiel mir Deine Gabe auf, mit sehr lebendiger und bildhafter Sprache Predigten und Ansprachen zu gestalten“, hat Ute Struckmann im Gemeindebrief geschrieben. Und Müller-Enßlins Umgang mit der Sprache war auch mehrfach Thema in den kurzen Grußworten des Kirchengemeinderates und ihres Kollegen Pfarrer Hartmut Häcker.
Die Vertreter des Kirchengemeinderat erinnerte in seinen Grußworten auch an einige wichtige Eckpunkte aus der Amtszeit von Müller-Enßlin. Angefangen bei de Renovierung der Jugendräume im Wolfbuschgemeindehaus über die Holzwurmbekämpfung im Gestühl der Wolfbuschkirche und die Renovierung des Gemeindehauses in der Ludmannstarße bis zu Renovierung der Oswaldkriche. Auch die Feierlichkeiten zum 75. Geburtstag der Wolfbuschkirche im Jahr 2013 und die Fusion der Oswald und Wolfbuschkirchengemeinde im selben Jahr blieb nicht unerwähnt. Ein weiteres Thema, das gleich mehrfach Erwähnung fand war ihre Konfirmandenarbeit. Ihr sei es Gelungen, junge Menschen, unter anderem auch seinen Sohn, dazu zu bewegen, Konfirmandenfreizeiten über Jahre zu begleiten, erklärte Heiner Scholz, Kirchengemeinderat der evangelischen Stephanusgemeinde. „Respekt dafür“.
Ein großes Dankeschön für die scheidende Pfarrerin gab es auch vom Kindergarten sowie vom Wolfbusch Kinder- und Jugendchor. Beide hatten musikalische Videobotschaften vorbereitet, die am Ende des Gottesdienstes in der Wolfbuschkirche gezeigt wurden. Die Leiterin des Wolfbusch Kinder- und Jugendchores erinnerte in dem Zusammenhang daran, dass sich Müller-Enßlin sehr für die Musik eingesetzt hat. Die Chöre habe sie von Anfang an unterstützt und auch Konzertreihen in der Wolfbuschkirche mit unterschiedlichsten Musikrichtungen ermöglicht.
Musik spielte dann auch beim Abschied von Pfarrerin Müller-Enßlin eine große Rolle. Der Jugendchor und die Flötengruppe von Shèron Waldner-Schöpf umrahmte den Gottesdienst – Choronakonform sang er in kleiner Besetzung auf der Wiese vor der Wolfbuschkirche – mit Liedern wie „Das wünsch‘ ich dir“, „Halellujah“ von Leonard Cohen, bei dem auch Müller-Enßlin ans Mikrofon trat, „We are the world“, oder „O happy day“. Und nach dem Gottesdienst griff Müller-Enßlin noch einmal zum Mikrofon, um mit dem Jugendchor zu singen.
Müller-Enßlin dankte zum Schluss allen Mitwirkenden für den sehr emotionalen Gottesdienst und die herzlichen Worte und die musikalischen Videobotschaften. Übrigens: ganz weg ist sie noch nicht – sofern es die Pandemie zulässt, wird sie den Gottesdienst zur Osternacht am Karsamstag um 22 Uhr in der Wolfbuschkirche leiten.