Bereits zum 1. Januar 2013 fusionierten die einst rechtlich eigenständigen evangelischen Kirchengemeinden Oswald und Wolfbusch zur neuen “Oswald-Wolfbusch-Kirchengemeinde”, am Sonntag 24. Februar fand nun das offizielle Gemeindefest der Kirche zur Fusion statt.
Das Gemeindefest wurde feierlich in der Oswaldkirche mit einem Gottesdienst begonnen, den Pfarrer Hartmut Häcker (Oswald) und Pfarrerin Guntrun Müller-Enßlin (Wolfbusch) gemeinsam hielten. Der musikalische Rahmen wurde durch den Posaunenchor der ev. Gesamtkirche ausgestaltet.
Pfarrerin Müller-Enßlin ging in ihrer Predigt anlässlich des Fusionsfestes erwartungsgemäß auf das Zusammenwachsen ein: “Wenn alles gut geht, dann wachsen sie zusammen. Sie entwickeln sich gleichmäßig”. Denn die einst gemeinsame Gemeinde, die 1963 in Oswald und Wolfbusch aufgetrennt wurde, muss erst wieder lernen “eins zu sein”. Mut geben Fusionsverheißungen, wie sie der Prophet Hesekiel im gleichnamigen biblischen Buch in Bezug auf die Vereinigung von Israel und Juda macht. Aber auch die deutsche Wiedervereinigung 1989, die mit dem Mauerfall begann und immer noch am sich entwickeln ist, geprägt durch das Zitat von Willi Brandt: “Jetzt wächst zusammen, was zusammen gehört”. So müssen Oswald und Wolfbusch nun lernen eine Gemeinde zu sein, ein zurück in die Zukunft. Müller-Enßlin hofft, dass die Weilimdorfer eines Tages sagen: “Wenn wir gewusst hätten, was auf uns zukommt, dann…” es vollenden mit einem Lachen im Gesicht: “… dann hätten wir’s trotzdem gemacht!”
Auch Dekan Klaus Käpplinger wohnte dem Gottesdienst bei und wünschte in seinem Grußwort der neuen Kirchengemeinde eine positive Entwicklung. “Ich sehe durchaus noch mehr Potential in Weilimdorf für weitere Fusionen”, so Käpplinger und hofft, dass die Gespräche zwischen den Partnerkirchen Oswald-Wolfbusch, Stephanus und Dietrich-Bonhoeffer fortentwickelt werden.
Beim anschließenden Empfang im Oswald-Gemeindehaus, durch den Kirchengemeinderat Werner Bossert führte, wurde auch die Festschrift der Wolfbuschkirche vorgestellt: die Kirche im Wolfbusch wird in diesem Jahr 75 Jahre alt, ein zweites Fest zur Fusion im selben Jahr.
Silvia Rados (KGR Oswald) und Ute Struckmann (KGR Wolfbusch) zeigten mit einer Präsentation die Entwicklungsgeschichte der Gemeindefusion von den ersten Gedanken bis zur Vorstellung in den Gemeinden. Die Umsetzung selber brachte viele Hürden mit sich, insbesondere was die rechtlichen Genehmigungen betraf – doch dies wurde alles innerhalb von nur einem Jahr gemeistert und kann durchaus auch als Vorbild für eine Gesamtfusion der evangelischen Kirchen in Weilimdorf dienen.
Die stellvertretende Bezirksvorsteherin Erika Rosenitsch überbrachte im Namen von Bezirksvorsteherin Ulrike Zich die Grüße des “weltlichen Weilimdorf”, dankte der Oswald-Wolfbusch-Kirchengemeinde für die aktive Arbeit im Ort, was sie als wichtigen und lebendigen Teil des Gemeinwesens auszeichne und wünschte, dass das Zusammenleben gut funktioniere ohne dass die Eigenständigkeit der Parochien verloren gehe. “Es ist ein Abschied von Gewohntem, aber bietet auch Chancen auf Neues!”, so Rosenitsch.
Ein kurzes Grußwort entrichtete auch Helga Grieb von der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde aus den Pfaffenäckern, die der neuen Oswald-Wolfbusch-Kirchengemeinde einen Gedanken ihres Namenspatron auf den weiteren gemeinsamen Weg gab: “Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist”.
Lothar Gramm von der Stephanuskirche “drüben im Giebel” (und zeigte mit seiner Hand zunächst in die falsche Himmelsrichtung….) gab der “OWO-Gemeinde” eine Abwandlung von Theodor Storm mit auf dem Weg: “Von drauß vom Giebel komm ich her…” (siehe am Ende der Berichterstattung).
Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Oswald-Gemeindehaus, das der Männerkochclub der Gemeinde als dreierlei Risotto servierte, begaben sich die “winterfesten” Wanderer auf den Weg nach Wolfbusch. An der Parochiengrenze wurde bereits am Vortag durch ein kältefestes Team ein Loch in den gefrorenen Boden gegraben – ein Apfelbäumchen (“Roter Boskoop”) wurde als Sinnbild des Zusammenwachsens gepflanzt. Werner Bossert dankte in diesem Zusammenhang der Stadtverwaltung der Landeshauptstadt, die “selten so schnell und unbürokratisch die Genehmigung zur Baumpflanzung” erteilt habe. Übrigens wird für das Bäumchen noch ein “Baumpate” gesucht, der die ersten Wochen – nach dem Neueinsetzen im April 2013 – das Gießen mit Wasser übernimmt. Denn der Baum wurde angesichts des Dauerfrostes natürlich am Sonntagabend wieder “ausgegraben” und an einem sicheren warmen Plätzchen zum weiteren “überwintern” eingelagert.
Im Wolfbusch-Gemeindehaus konnte man sich anschließend bei Kaffee und Kuchen wieder aufwärmen – auch stellten sich die Gruppen der Oswald- und Wolfbuschkirche vor, die ein breites Spektrum an Angeboten in der Gemeinde widerspiegeln.
Zum Vereinigungsfest der OWO-Gemeinde 24.02.2013
von Lothar H. Gramm, frei nach Theodor Storm
Von drauß’ vom Giebel komm ich her;
Ich muss euch gratulieren sehr!
Allüberall über den Kirchturmspitzen
Sah ich goldene Lichtlein sitzen;
Und droben aus dem Himmelstor
Sah mit listigem Grinsen St. Oswald hervor;
Die Solitudeallee ging ich entlang
Da sprach mich doch der Oswald an:
“He, Stephan, rief er, “junger Gesell,
Hebe die Beine und spute dich schnell!
Der Wolf aus dem Busch kam wieder zurück
Und alle reden vom großen Glück,
Alte und Junge sollen nun
In der neuen Gemeinde viel Gutes tun;
Und bald gibt es wieder ne Investitur
Beeile dich, Schau nicht nach der Uhr!”
Ich sprach: “Sankt Oswald, bald ist es soweit,
Doch lass dem Stephanus,
dem Dietrich B. noch ein paar Jahre Zeit.
Wir wollen doch in dieser Stadt,
Wo’s Christen, Juden und Muslime hat.
Zu Gottes Ehren dienen.”
Und Oswald lachte: “das ist gut
Zur Einigung braucht ihr viel Mut,
Verständnis braucht ihr und Vertrauen,
Nur so könnt ihr Gemeinde bauen.
Wenn ihr das tut, so ist es recht;
So geh mit Gott, mein treuer Knecht!”
Von drauß’ vom Giebel komm ich her;
Ich muss euch gratulieren sehr!
Dem Oswald und dem Wolf im Busch
Erbringe ich den besten Gruß.
Bericht/Fotos: Hans-Martin Goede, Foto Baumpflanzaktion: Uwe Tommasi
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